HAVA Kassel1. Juli 2025Ratgeber
Schilf-Glasflügelzikade – Kleine Zikade, große Wirkung
Ein unscheinbares Insekt sorgt derzeit für ernsthafte Sorgen im Gartenbau, in landwirtschaftlichen Betrieben und bei solidarischen Landwirtschaftsprojekten (SoLaWi): die Schilf-Glasflügelzikade (Pentastiridius leporinus).
Vom Schilf aufs Feld: Ein Wandel mit Folgen
Ursprünglich in Feuchtgebieten beheimatet, hat sich die Zikade mittlerweile auf Ackerflächen ausgebreitet – mit drastischen Auswirkungen. Besonders betroffen: Zuckerrüben und Kartoffeln. Die Zikade überträgt bakterielle Erreger, die zu massiven Qualitätsverlusten führen. Kartoffelknollen werden weich, kleiner, verlieren Stärke und sind für den Handel oft unbrauchbar.
Allein im Jahr 2024 waren in Deutschland rund 85.000 Hektar Zuckerrüben und 22.000 Hektar Kartoffeln betroffen. Tendenz steigend.
Warum wird die Zikade jetzt zum Problem?
- Klimawandel: Warme, trockene Sommer und milde Winter begünstigen die Ausbreitung.
- Wirtspflanzenwechsel: Die Zikade frisst heute auch Zuckerrüben und Kartoffeln – früher war das nicht der Fall.
- Veränderte Lebensräume: Mit dem Rückgang natürlicher Schilfflächen weicht sie auf landwirtschaftliche Nutzflächen aus.
Wichtig: Die Zikade ist kein invasiver Schädling, sondern ein heimisches Insekt, das durch veränderte Bedingungen zur Bedrohung wurde.
Keine Mittel – aber viele Möglichkeiten
Aktuell gibt es kein zugelassenes Pflanzenschutzmittel gegen die Schilf-Glasflügelzikade. Umso wichtiger sind alternative Strategien:
- Monitoring: Flächen regelmäßig kontrollieren, Befall dokumentieren
- Anbaumanagement: Fruchtfolgen anpassen, kein Wintergetreide auf betroffenen Flächen
- Fachliche Beratung: Kooperation mit Pflanzenschutzdiensten und Landwirtschaftsämtern
RNA-Sprays (Ribonukleinsäure): Hoffnung aus der Forschung
Ein innovativer Ansatz ist der Einsatz sogenannter RNA-Sprays. Diese nutzen einen natürlichen Mechanismus (RNA-Interferenz), um gezielt Gene in Schädlingen zu blockieren – ohne Nebenwirkungen für andere Organismen.
Noch ist diese Methode in der EU nicht zugelassen, aber zahlreiche Forschungseinrichtungen und Unternehmen arbeiten an ihrer Entwicklung, auch für den Einsatz an Bäumen, z. B. gegen den Eichenprozessionsspinner oder bakterielle Erkrankungen an Obstgehölzen.
Möchtet ihr mehr über RNA-Sprays erfahren und wie sie künftig in der Baumpflege oder Forstwirtschaft eingesetzt werden können? Wir haben einige spannende Fakten für euch zusammengestellt. Schaut unbedingt hier vorbei.
Schadensbegrenzung durch Notfallzulassungen
Um die Verbreitung einzudämmen, hat das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit im Frühjahr 2024 befristete Notfallzulassungen für bestimmte Pflanzenschutzmittel erteilt – für maximal 120 Tage.
Da die Zikaden über Wochen hinweg in die Felder einfliegen, müssen Landwirtinnen und Landwirte mehrfach spritzen. Dennoch ist der Schutz begrenzt. Experten sind sich einig: Die Schädlinge und die übertragenden Erreger lassen sich damit nicht vollständig tilgen.
Und wir so?
Bei der HAVA Kassel unterstützen wir unsere Versicherten mit der Betriebshaftpflichtversicherung nicht nur im Schadensfall, sondern halten sie auch frühzeitig über Entwicklungen informiert, die ihre Arbeit und Risiken beeinflussen könnten. Wir stehen in engem Kontakt mit unseren Kunden, damit die Grüne Branche stets gut vorbereitet ist. :)